Die steigenden Lebensmittelpreise machen auch vor Bio-Produkten nicht halt. Trotz eines leichten Rückgangs der Bio-Nachfrage um 4 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, gaben deutsche Haushalte 2022 insgesamt 15,3 Milliarden Euro für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus. Das sind immerhin noch 25 Prozent mehr als im Vor-Corona-Jahr 2019. Doch wie wirkt sich die Inflation auf das Kaufverhalten der Verbraucher aus?
Der Lebensmitteleinzelhandel konnte seine Bio-Umsätze 2022 im Vergleich zum Vorjahr um 3 Prozent steigern und ist für zwei Drittel der gesamten Bio-Umsätze verantwortlich. Allerdings machten Bio-Produkte 2022 nur knapp über 6 Prozent des gesamten Lebensmittelmarktes aus.
Bio-Lebensmittel während der Inflation
Die Nachfrage nach Bio-Produkten in Deutschland hat sich in den letzten Jahren dynamisch entwickelt. Trotz der hohen Inflationsraten und einer leichten Kaufzurückhaltung bei teureren Lebensmitteln, zu denen auch Bio-Produkte zählen, verzeichnete der Bio-Umsatz bis Oktober 2023 ein Wachstum von 2,8 Prozent im Vergleich zum Vorjahreszeitraum. Experten gehen davon aus, dass der deutsche Öko-Lebensmittelumsatz im Jahr 2024 in Richtung 16 Milliarden Euro steigen wird.
Leicht gebremste Bio-Nachfrage
Während der Corona-Pandemie erlebte die Bio-Branche einen regelrechten Boom. Im Jahr 2020 stieg der Umsatz von Bio-Produkten um beeindruckende 22 Prozent auf 15 Milliarden Euro und wuchs 2021 weiter auf 15,9 Milliarden Euro. Doch im Jahr 2022 kam es zu einem Rückschlag: Bio-Lebensmittel verzeichneten einen Rückgang von 3,5 Prozent. Dennoch gaben deutsche Haushalte 2022 mit 15,3 Milliarden Euro immer noch 25 Prozent mehr für Bio-Lebensmittel und -Getränke aus als noch 2019.
Seit Juni 2023 zeigt sich jedoch wieder ein positiver Trend. Bio-Lebensmittel verzeichneten im Vergleich zum Vorjahreszeitraum durchweg höhere Umsatzzahlen. Eine Erholung der Nachfrageentwicklung wird für das Jahr 2024 prognostiziert.
Bio-Lebensmittel bleiben eine Nische
Trotz des Wachstums in den letzten Jahren bleiben Bio-Lebensmittel eine Marktnische. Der Marktanteil von Bio-Produkten am gesamten Lebensmittelmarkt liegt bei unter 7 Prozent. Laut Umfragen greifen lediglich 3 Prozent der Verbraucher immer zu Lebensmitteln aus kontrolliert biologischem Anbau, während etwa zwei Fünftel gelegentlich zu Bio-Produkten greifen.
Verbrauchergruppe | Bio-Kaufverhalten |
---|---|
Intensive Bio-Käufer | 3% kaufen immer Bio |
Gelegentliche Bio-Käufer | 40% kaufen manchmal Bio |
Bio-Verweigerer | 15% lehnen Bio-Produkte ab |
Der Anteil der Bio-Käufer ist bei Verbrauchern mit höherem Einkommen und Bildungsstand tendenziell größer. Die Beweggründe sind verschiedene, wie z.B. Tierwohl und die eigene Gesundheit durch hochwertige Lebensmittel. Dennoch bleibt die Mehrheit der Konsumenten preissensibel und greift in wirtschaftlich herausfordernden Zeiten eher zu günstigen Alternativen und shoppt im Bio-Onlineshop statt im meist teureren Markt in der eigenen Stadt.
Gründe für den Kauf von Bio-Produkten
Trotz der aktuellen Inflationsphase bleiben viele Verbraucher Bio-Lebensmitteln treu. Dabei spielen verschiedene Kaufmotive eine entscheidende Rolle, die über den reinen Preis hinausgehen. Verbraucherpräferenzen für Nachhaltigkeit, Tierwohl und Gesundheit prägen die Entscheidung für Bio-Produkte maßgeblich mit.
Für die Mehrzahl der Bio-Käufer stehen eine artgerechte Tierhaltung (54 Prozent) und der Wunsch nach gesunden Lebensmitteln (44 Prozent) an erster Stelle. Tierwohl ist somit ein Kernmotiv, das viele Menschen dazu bewegt, höhere Preise für Bio-Produkte in Kauf zu nehmen. Gleichzeitig verbinden Verbraucher mit Bio-Lebensmitteln die Erwartung einer höheren Qualität und einen gesundheitlichen Mehrwert und erwarten, dass die Produkte nicht genmanipuliert sind.
Faire Bedingungen, Klimaschutz und Geschmack als weitere Aspekte
Neben Tierwohl und Gesundheit spielen für jeweils ein Viertel der Bio-Käufer faire Bedingungen bei Produktion und Handel sowie der Klimaschutz eine entscheidende Rolle. Nachhaltigkeit und soziale Verantwortung sind somit weitere wichtige Kaufmotive. Auch der Geschmack folgt mit 21 Prozent als relevanter Grund für den Griff zu Bio-Produkten.
Als wichtigste Gründe für den Kauf von Bio-Lebensmitteln nennen Verbraucher eine artgerechte Tierhaltung (54 Prozent) und gesunde Lebensmittel (44 Prozent).
Insgesamt zeigt sich, dass die Ansichten und Lebenseinstellungen das Kaufverhalten stark beeinflussen. Besonders in kritisch-kreativen Milieus finden sich die überzeugten Bio-Käufer, die überwiegend bis ausschließlich zu Bio-Produkten greifen. Für sie stehen Werte wie Nachhaltigkeit, Tierwohl und faire Bedingungen im Vordergrund – auch wenn dafür höhere Preise in Kauf genommen werden müssen.
Preisunterschiede zwischen Bio und konventionell
Für Bio-Lebensmittel musst du meist tiefer in die Tasche greifen als für konventionelle Produkte. Eine Analyse zeigt, dass der Bio-Aufschlag bei einigen Produkten besonders hoch ist. So kostet Bio-Geflügel-Salami satte 220 Prozent mehr als die konventionelle Variante. Auch bei Salatgurken (102 Prozent), Hackfleisch (50 Prozent), Joghurt (40 Prozent) und Butter (31 Prozent) sind die Mehrkosten für Bio deutlich spürbar.
Allerdings gibt es auch Ausnahmen: Bio-Rapsöl ist beispielsweise günstiger als das konventionelle Pendant und bei Haferdrinks liegt der Preis auf gleichem Niveau. Interessant ist auch die Preisentwicklung bei einigen Lebensmitteln im Zeitverlauf. So verringerte sich der Preisunterschied zwischen Bio-Weizenmehl und konventionellem Mehl von 74 Cent pro Kilo auf nur noch 16 Cent.
Produkt | Bio-Aufpreis in Prozent |
---|---|
Geflügel-Salami | 220% |
Salatgurken | 102% |
Hackfleisch | 50% |
Joghurt | 40% |
Butter | 31% |
Insgesamt lässt sich festhalten, dass Bio-Lebensmittel in der Regel teurer sind als konventionelle Alternativen. Dies liegt unter anderem an den höheren Produktionskosten durch artgerechte Tierhaltung, umweltschonende Anbaumethoden und regelmäßige Kontrollen. Doch gerade in Zeiten der Inflation zeigt sich, dass die Preise für Bio oft stabiler bleiben als im konventionellen Bereich.
Die ökologische Lebensmittelwirtschaft schont nicht nur das Klima, sondern auch die Preisstabilität.
So stiegen beispielsweise die Preise für konventionelles Weizenmehl um 76 Prozent, während sich Bio-Mehl nur um 27 Prozent verteuerte. Auch im Bio-Fachhandel, also in Bioläden und Bio-Supermärkten, sind die Preisschwankungen geringer als in anderen Einkaufsstätten. Hier findest du zudem ein besonders breites Sortiment an Bio-Lebensmitteln und nachhaltigen Produkten des täglichen Bedarfs.
Inflation und Bio-Produkte
Trotz der allgemeinen Preissteigerungen in den letzten Jahren haben sich Bio-Lebensmittel als erstaunlich preisstabil erwiesen. Während konventionelle Produkte oft deutlich teurer geworden sind, blieben die Preisanstiege bei Bio-Alternativen häufig moderater. Diese Beobachtung lässt sich auf verschiedene Ursachen zurückführen, die in der Natur der ökologischen Landwirtschaft und ihrer Wertschöpfungsketten begründet liegen.
Bio-Lebensmittel sind häufig preisstabiler als konventionelle Alternativen
Ein Vergleich der Preisentwicklung zwischen Bio- und konventionellen Lebensmitteln zeigt interessante Unterschiede. Bei Grundnahrungsmitteln wie Weizenmehl, Joghurt, Käse, Hackfleisch, Milch, Wurst und Speiseöl stiegen die Preise im konventionellen Bereich stärker an als bei den Bio-Varianten. Lediglich bei Butter und Salatgurken gab es stärkere Preisrückgänge bei konventioneller Ware.
Regionale Wertschöpfungsketten und Kreislaufwirtschaft dämpfen Preisanstiege
Die größere Preisstabilität bei Bio-Produkten hängt eng mit den Prinzipien des ökologischen Landbaus zusammen. Regionale Wertschöpfungsketten und eine konsequente Kreislaufwirtschaft machen Bio-Betriebe unabhängiger von globalen Krisen und Preisschwankungen. Durch den Verzicht auf synthetische Düngemittel und Pestizide sowie den Fokus auf betriebseigene Ressourcen sind sie weniger anfällig für steigende Preise von Betriebsmitteln.
„Bio-Betriebe wirtschaften im Einklang mit der Natur. Sie nutzen natürliche Kreisläufe und regionale Ressourcen, um hochwertige Lebensmittel zu erzeugen. Das macht sie krisenfester und trägt zu stabilen Preisen bei.“ – Biobauer Thomas Müller
Durch die Stärkung regionaler Strukturen und kurze Transportwege können Preisschwankungen auf den Weltmärkten besser abgefedert werden. Zudem schont die ökologische Wirtschaftsweise das Klima und die natürlichen Ressourcen, was langfristig zu einer nachhaltigeren und resilienteren Lebensmittelproduktion beiträgt. Für Verbraucher bedeutet das nicht nur gesündere und umweltfreundlichere Produkte, sondern auch eine größere Preisstabilität in Zeiten der Inflation.
Vorteile des ökologischen Landbaus
Der ökologische Landbau hat sich in den letzten Jahren zu einer nachhaltigen Alternative zur konventionellen Landwirtschaft entwickelt. Durch seine kreislauforientierte Bewirtschaftung und regionale Ausrichtung bietet er zahlreiche Vorteile für Umwelt, Klima und Verbraucher.
Kreislauforientierte Bewirtschaftung schont Ressourcen und Klima
Ein wesentliches Merkmal des Ökolandbaus ist die kreislauforientierte Bewirtschaftung. Dabei bleiben Ressourcen für Pflanzenbau und Tierhaltung im Betrieb, anstatt externe Betriebsmittel einzusetzen. Dieser Ansatz schont nicht nur natürliche Ressourcen, sondern trägt auch zum Klimaschutz bei. Allerdings verursacht die artgerechte Tierhaltung und umweltschonende Anbaumethoden auch Mehrkosten für die Betriebe.
Trotz dieser Herausforderungen macht die Kreislaufwirtschaft Bio-Höfe krisenfester und unabhängiger von externen Einflüssen. Aktuell werden in Deutschland 11,2% der Agrarfläche ökologisch bewirtschaftet, mit dem Ziel, bis 2030 auf 30% zu steigern. Um dies zu erreichen, müssten deutlich mehr Betriebe auf Bio umstellen.
Jahr | Ökologisch bewirtschaftete Fläche | Anteil an der gesamten Agrarfläche |
---|---|---|
2022 | 1,8 Millionen Hektar | 11,2% |
2030 (Ziel) | – | 30% |
Regionale Ausrichtung sorgt für kürzere Transportwege und stabilere Preise
Ein weiterer Vorteil des Ökolandbaus liegt in seiner regionalen Ausrichtung. Durch den Aufbau lokaler Wertschöpfungsketten können Transportwege minimiert und somit der CO2-Ausstoß reduziert werden. Zudem profitieren Verbraucher von stabileren Preisen, da regionale Bio-Produkte weniger anfällig für Marktschwankungen sind.
Der Ökolandbau leistet einen wichtigen Beitrag zum Ressourcenschutz und zur Nachhaltigkeit in der Landwirtschaft. Durch seine kreislauforientierte Bewirtschaftung und regionale Ausrichtung schont er nicht nur Umwelt und Klima, sondern bietet auch Verbrauchern eine hochwertige und transparente Alternative zu konventionellen Produkten.
Um den Anteil des ökologischen Landbaus weiter zu steigern und das 30-Prozent-Ziel bis 2030 zu erreichen, braucht es jedoch noch mehr Unterstützung für Landwirte, die auf Bio umstellen möchten. Dazu gehören unter anderem finanzielle Anreize, Beratungsangebote und eine stärkere Förderung der Nachfrage nach Bio-Produkten.
Herausforderungen für die Bio-Branche
Trotz des beeindruckenden Wachstums des Bio-Marktes in den letzten Jahren steht die Branche vor einigen Herausforderungen. Der zunehmende Kostendruck aufgrund höherer Anforderungen an Tierwohl, Anbau und Kontrolle sowie die Notwendigkeit einer Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen erfordern innovative Lösungen und Unterstützung.
Steigende Produktionskosten durch höhere Anforderungen
Die Bio-Branche zeichnet sich durch strenge Standards in Bezug auf Tierwohl, Anbaumethoden und Kontrollen aus. Diese höheren Anforderungen führen jedoch zu steigenden Produktionskosten für die Landwirte und Verarbeiter. Um die Stammkunden zu halten, werden Preissteigerungen oft nur langsam an die Verbraucher weitergegeben, was die Gewinnmargen der Unternehmen unter Druck setzt.
Notwendigkeit einer Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen
Um mit dem Nachfragewachstum Schritt zu halten und die Umweltziele zu erreichen, ist eine deutliche Ausweitung der ökologisch bewirtschafteten Flächen unerlässlich. Dafür müssen mehr Landwirte auf den Öko-Landbau umstellen. Eine stärkere Umstellungsförderung ist notwendig, um die Risiken und Mehrkosten für die Betriebe abzufedern und den Übergang zu erleichtern.
Land | Bio-Marktanteil 2021 | Veränderung des Bio-Marktes 2022 |
---|---|---|
Dänemark | 13,0% | – |
Österreich | 11,6% | +3,7% |
Luxemburg | 11,0% | +15,0% (2021) |
Schweiz | 10,9% | -3,3% |
Schweden | 8,9% | – |
Deutschland | 7,0% | – |
Die Tabelle zeigt, dass Länder mit einem hohen Bio-Marktanteil wie Dänemark, Österreich und die Schweiz eine große Nachfrage nach Bio-Produkten haben. Um ähnliche Erfolge in Deutschland zu erzielen und das politische Ziel von 30% Bio-Lebensmittelkonsum bis 2030 zu erreichen, müssen mehr Anreize für die Umstellung auf Öko-Landbau geschaffen werden.
Insgesamt steht die Bio-Branche vor der Herausforderung, den Kostendruck zu bewältigen und gleichzeitig das Nachfragewachstum durch eine Ausweitung der Öko-Flächen zu bedienen. Nur durch gezielte Unterstützung und Förderung kann die Branche ihr volles Potenzial entfalten und einen wichtigen Beitrag zu einer nachhaltigen Lebensmittelproduktion leisten.
Fazit
Obwohl die Inflation die Nachfrage nach Bio-Lebensmitteln etwas gedämpft hat, bleiben viele Verbraucher*innen dem nachhaltigen Konsum treu. Für sie sind Themen wie artgerechte Tierhaltung, gesunde Ernährung und Umweltschutz wichtiger als der Preis. Zudem profitiert die Bio-Branche von einer höheren Preisstabilität durch regionale Wertschöpfungsketten. Um die Zukunftsperspektiven des ökologischen Landbaus zu verbessern und die Umweltziele zu erreichen, müssen jedoch deutlich mehr Flächen umgestellt werden.
Gezielte Unterstützung für die Bio-Landwirtschaft ist notwendig, um Anreize für die Umstellung zu schaffen und Kostennachteile auszugleichen. Dazu gehören beispielsweise steuerliche Entlastungen für Bio-Produkte oder eine höhere Förderung des Ökolandbaus. Auch eine bessere Berücksichtigung der wahren Umweltkosten in den Preisen könnte dazu beitragen, die Wettbewerbsfähigkeit von Bio-Lebensmitteln zu stärken und den nachhaltigen Konsum attraktiver zu machen.
Wenn die richtigen Rahmenbedingungen geschaffen werden, kann die Bio-Branche einen wichtigen Beitrag zu einer zukunftsfähigen Lebensmittelwirtschaft leisten. Durch ihre umweltschonende Produktionsweise, die regionalen Kreisläufe und die hohen Tierwohl- und Qualitätsstandards hat sie das Potenzial, immer mehr Verbraucher*innen zu überzeugen. Letztendlich liegt es an uns allen, durch bewusste Kaufentscheidungen und politisches Engagement die Zukunftsperspektiven des Ökolandbaus zu gestalten und so den Weg in eine nachhaltigere Zukunft zu ebnen.